Donnerstag, 5. April 2007

Bietet SecondLife tatsächlich ein zweites Leben?

Gestern hatte ich eine Journalisten zu Besuch, die mir gleich am Anfang des Gespräches erklärte, sie sei SecondLife gegenüber negativ eingestellt. Auf meine Frage, warum denn, antwortete sie, das erste Leben sei aufregend genug. Wozu brauche man denn bitte ein zweites Leben?
Hm. Ich frage mich, ob hier nicht eigentlich der Wunsch Vater des Gedankens gewesen war.
Als ob SecondLife tatsächlich ein zweites Leben bieten würde. Als ob ich, wenn ich mit meinem ersten Leben unzufrieden wäre, einfach in eine zweite Haut schlüpfen und dort, auf der anderen Seite der Welt, ein neues Leben beginnen könnte. Ein Auswanderer, der statt nach Australien zu ziehen und Schafe zu züchten sich durch ein Fieberglaskabel zwängt und an der anderen Seite des Bildschirms eine neue Welt betritt, den einheimischen Bytes virtuelles Land abhandelt und Pixel anpflanzt und erntet.
Wer anfängt, sein von vielen so genanntes „zweites“ Leben als eigentliches, reales zu betrachten, hat definitiv ein Problem. Aber ich glaube, ehrlich gesagt, wer wirklich aus seinem real existierenden Dasein flüchten möchte und nicht zufällig SecondLife als Fluchtventil findet, findet ein anderes. Ich zumindest habe z.B. noch keinen Alkoholiker getroffen, der mit seinem Leben zufrieden gewesen wäre und seinen Alkoholismus aus Jux und Tollerei betrieben hätte.
SecondLife ist, was es ist: Ein Teil des Internets. So einfach ist das. Mit einem Unterschied: Ich glaube, dass SecondLife wesentlich mehr Möglichkeiten bietet als eine „normale“ Homepage. Es kommt halt darauf an, wie man es nutzt.
SecondLife fördert die Kreativität von Menschen; denn es ist mehr als nur „ein Chatroom mit 3-D-Avataren“.
Was nicht alles an SecondLife kritisiert wird. Es habe „eine Grafikperformance wie aus den frühen 90er Jahren“. Es „kostet Geld“. Und der Betreiber LindenLab könne sein System jederzeit abdrehen oder an den Höchstbietenden verkaufen … samt der "Welt-Hoheitsgewalt“.
Hm.
Sobald irgendetwas auf den Markt kommt, dass ein bisserl Erfolg hat, stehen sofort irgendwelche Gscheiterl auf und sagen: "Das hat’s schon mal gegeben!", "Schaut ja wie ... aus!“, „Das kostet ja etwas!“ oder „Die haben ja Werbung drin!“ (Dazu kommt auch noch einer meiner Lieblingsstandardsätze: „He, das ist ist ein Shit! Auf Apple/Linux würd das nicht passieren!“).
Zugegeben, heutzutage ist man eine durchaus bessere Grafik gewöhnt. Sony bastelt gerade an einem ähnlichen System namens „Home“ mit einer wesentlich besseren Grafik. Doch soweit ich die Pressemeldungen kenne, bietet „Home“ nicht die gleichen gestalterischen Freiheiten wie SecondLife. Auch kenne ich viele „Konkurrenten“ von SecondLife wie „ActiveWorld“ oder „There“ … aber da wäre mir kein gewaltiger grafischer Unterschied aufgefallen. „WoW“ schaut besser aus, nicht zu leugnen, aber auch hier finde ich, ist die gestalterische und konzeptionelle Freiheit eher vernachlässigbar. Geschmäcker und Ohrfeigen sind eben verschieden.
Doch LindenLab immer wieder auf die Zehen zu steigen und zu sagen: „Werdet besser“ ist sicherlich kein Fehler.
Dass SecondLife Geld kostet… Ja, wie die meisten Dinge. Nicht missverstehen, ich bin nicht der Sprecher von LindenLab, doch die meisten Unternehmungen werden gestartet, um Geld zu verdienen. In meiner Freizeit schreibe ich Romane, die sogar veröffentlich werden. Ja, ich schreibe sie auch, um unter anderem damit Geld zu verdienen. No na ned.
Dass LindenLab jederzeit sein System abdrehen oder an den Höchstbietenden verkaufen kann … ja, klar. So wie jedes Unternehmen. Und selbst wenn sie verkaufen und der neue Besitzer mir nicht gefällt, dann muss ich dort ja nicht werben. Es zwingt mich ja auch keiner, Inserate in der Krone zu schalten.
Ein anderer Journalist schrieb in einem Artikel, Adidas habe in vier Monaten 23.000 virtuelle paar Schuhe verkauft. „Klingt viel, ergibt jedoch […] nicht mehr als 4.300 US-Dollar.“ Ja, so kann man’s auch sehen. Ich vermute mal, die 4.300 Dollar werden Adidas ziemlich wurscht sein; die gesicherten 23.000 Kundenkontakte schon weniger. Ich kenne Werber, die würden für so ein Ergebnis morden…
SecondLife polarisiert. Und das ist gut so.
Ich habe vor kurzem eine Homepage gefunden, die sich mit menschlichen Blähungen beschäftigt; unter anderem kann man sich auch Soundfiles von diversen Furzvarianten herunterladen. Soll ich jetzt daraus schließen, dass sich das ganze Internet nur mit heißer Luft beschäftigt? Zugegeben, ich käme nie auf die Idee, eine Homepage mit einem solchen Inhalt ins Netz zu stellen, aber offensichtlich tun es andere. Und offensichtlich finden auch einige Menschen diese Homepage komisch.
Soll sein. Warum nicht.
Kritiker sprechen davon, dass SecondLife eine Luftblase sei.
Als die erste Eisenbahn gebaut wurde, sagten Kritiker, es mache doch keinen Sinn, sich auf einer festgelegten Strecke fortzubewegen. Das werde sich niemlas durchsetzen.
Als die ersten Autos gebaut wurden, sagten Kritiker, es werde sich niemals gegenüber den Pferdekutschen durchsetzen; schließlich seien diese schneller.
SecondLife ist das, was du daraus machst. Und es steht erst am Anfang.

Dienstag, 20. März 2007

Rollenspiel SL?

Ich werde immer wieder gefragt, ob SL ein Rollenspiel ist. Nun, die Veröffentlichung der neuesten Daten von Linden Lab geben darauf eine eindeutige Antwort:

Männer mit männlichen Avataren: 42%
Frauen mit weiblichen Avataren: 40%
Männer mit weiblichen Avataren: 14%
Frauen mit männlichen Avataren: 4%

Offensichtlich hält man sich auch in SL eher an das Geschlecht, das man in RL hat. Interessent allerdings wäre es zu wissen, wieviele User sich eines "nichtmenschlichen" Avatars bedienen. Vielleicht sollte ich dazu unseren Meisterprogrammierer Alexander Husky befragen, der - Nomen est Omen - als Husky durch sein zweites Leben läuft.

Mittwoch, 17. Januar 2007

Start

next-horizon startet.